Die Spuren der Pandemie
Infektionszahlen, Spitaleintritte, Todesfälle und Impfquoten standen und stehen während der Pandemie im Fokus. In dieser Serie aus Infografiken klammern wir diese Statistiken bewusst aus und werfen einen Blick auf anderes, das durch die Pandemie oder während derselben gewachsen ist.
Infografik: Marina Bräm (viz.) | Recherche: Angelika Jacobs, Noëmi Kern (Universität Basel)
Mehr Produkte und Nahrungsmittel Anstieg der durchschnittlich täglichen Verkäufe in der ersten Welle von 2020 im Vergleich zum Vorjahr.
Grafikteil 1 | UNI NOVA
Hamsterkäufe und Hühnerzucht
Die Corona-Pandemie hat uns eiskalt erwischt: Von einem Tag auf den anderen war nichts mehr wie davor, und wir mussten uns in unterschiedlichen Lebensbereichen neu einrichten. Wir deckten uns mit dem ein, was uns am nötigsten schien, und überlegten, Selbstversorger zu werden. Den Umgang mit Bargeld vermieden viele, wenn möglich.
Quelle: Digitec Galaxus AG; Youtube Culture & Trends; BLW; SNB
Mehr Hühner, mehr Eier
Die durchschnittlichen Youtube-Views mit dem Begriff «Hühnerzucht» stiegen um 160% und die Inlandproduktion der Eier um 6,3%.
Neuer Rekord im Detailhandel
Der Anteil der kontaktlosen Zahlungen (links) stieg enorm und der Umsatz des stationären Detailhandels (rechts) erreichte einen neuen Rekordwert (in Mrd. CHF).
Grafik 2 | UNI NOVA
Wir bleiben zu Hause
Das Leben fand in den eigenen vier Wänden statt. Das Daheim war neu auch Büro und Schulzimmer. Flexibilität war gefragt: Das Bügelbrett taugt auch als Stehpult. Und Online-Shopping war immerhin noch möglich. Wir kochten auch mehr. Das schlug sich im Stromverbrauch der Privathaushalte nieder, zum Beispiel in der Region Basel.
Quelle: Digitec Galaxus AG; SBB; Industrielle Werke Basel
Grafik 3 | UNI NOVA
Einkaufen per Mausklick
Was macht man, wenn viele Geschäfte im Lockdown geschlossen bleiben? Man bestellt die Ware online. Entsprechend viele Pakete wurden versendet, Pöstler und Pöstlerinnen mussten mehr arbeiten. Die Kauflust im Internet freute die Betreiber von Webshops. Das Vermögen von Amazon-Gründer Jeff Bezos legte kräftig zu.
Quelle: GfK Switzerland AG | Onlinehandelsmarkt Schweiz 2020; Die Schweizerische Post AG; Forbes
Grafik 4 | UNI NOVA
Neue Freizeit
Fitnesscenter: Zu! Restaurant: Zu! Museum: Zu! Wir haben versucht, uns zu Hause fit zu halten und uns Pommes frites und Bubble Tea mithilfe von Youtube selber zu machen. Endlich fanden wir Zeit zum Backen. Und die Wände konnten einen neuen Anstrich vertragen. Wenn schon zu Hause, dann wenigsten in einem schönen!
Quelle: Youtube Culture & Trends; Digitec Galaxus AG; Velosuisse; foodaktuell
Grafik 5 | UNI NOVA
Die Psyche unter Druck
Auch auf unser Wohlbefinden wirkte sich die Situation aus. Wir schliefen zwar mehr, aber nicht mehr so gut wie vor der Pandemie. Die Psyche litt zunehmend und niederschwellige Beratungsangebote waren gefragt. Wir merkten aber auch, dass wir uns um andere kümmern müssen, die Unterstützung brauchen.
Quelle: Universität Basel; infodrog.ch; Youtube Culture & Trends; Caritas; benevoljobs.ch
Grafik 6 | UNI NOVA
Die Wirtschaft erholt sich
Aufgrund der Corona-Krise erlebten viele Staaten eine Rezession von historischem Ausmass. 2021 brachte wieder Aufschwung. Allerdings warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) im Juli, dass unter anderem der verzögerte Zugang zu Impfstoffen in Entwicklungs- und Schwellenländern die Erholung der dortigen Wirtschaft bremse. Die Ungleichheit nehme zu.
Quelle: Internationaler Währungsfonds; World Economic Outlook
Zwei Lager
Im Juli 2021 aktualisierte der IWF seine Wirtschaftsprognosen vom April. Für 2021 geht der Fonds nach wie vor von einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 6 Prozent aus, allerdings spaltet sich die Erholung der Weltwirtschaft in zwei Lager: Für die Industrienationen hob der IWF seine Prognose um 0,5 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Für die Schwellen und Entwicklungsländer senkte er seine Prognose um 0,4 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Als Grund für die Anpassungen nannte der IWF insbesondere Unterschiede im Zugang zu Impfstoffen und die damit verbundene schnellere oder langsamere Rückkehr zur Normalität. Trotz allem holen die Schwellen und Entwicklungsländer allmählich auf: Ihre Wachstumsraten übertreffen die der Industriestaaten.
Rückkehr zur Normalität
Ein gut ausgestattetes Gesundheitssystem, gezielte Massnahmen und rasche staatliche Hilfen federten den Einbruch der Schweizer Wirtschaft 2020 ab. Ebenfalls glimpflich kam Schwedens Wirtschaft davon. Das Land setzte zu Beginn der Pandemie auf Freiwilligkeit statt Verbote und ging damit den sogenannten Sonderweg. Den Preis zahlte vor allem die ältere Bevölkerung. Dank beschleunigter Impfkampagnen werden weitere Lockdowns auch in anderen Ländern unwahrscheinlicher – die Wirtschaft in Europa kommt 2021 und 2022 stärker wieder in Fahrt, als der IWF es noch im April vorhersagte.
Entwicklungen weltweit
Bleibendes Risiko durch Virusvarianten. Starke Konjunkturprogramme und die rasch steigende Impfquote verhelfen Industrienationen, allen voran den USA, zu guten Aussichten. Auf der anderen Seite zeigt sich in Indien, wie das Wüten einer neuen Virusvariante die Erholung ausbremsen kann: Der IWF stufte seine Prognose für Indien im Jahr 2021 von 12,5 Prozent auf 9,5 Prozent deutlich herunter. Zudem warnt der IWF, dass auch die Erholung der Wirtschaft in Industrienationen keine ausgemachte Sache ist, solange sich das Virus in Ländern mit niedriger Impfquote weiterhin leicht verbreiten kann und dabei neue, gefährlichere Varianten entstehen können.